TANZ AUF DEM VULKAN
Rauschende Feste am Rande des Abgrunds
Zu allen Zeiten kamen revolutionäre und gesellschaftliche Veränderungen überraschend für diejenigen, die an der Macht waren. Oft leugneten sie die drohende Gefahr. Auf prächtigen Bällen feierten alte Machthaber, ohne zu merken, dass ihre Nachfolger schon auf der Schwelle stehen.
So feiert Jakob II., König von England, 1688 mit seiner Gattin Maria Beatrix ein großes Fest anlässlich der Geburt seines Thronfolgers, ohne zu ahnen, dass die mächtigen Adelskreise, die einen katholischen König ablehnen, schon seine Absetzung in die Wege geleitet haben. In der „Glorious Revolution“ werden Jakobs protestantische Tochter Maria und deren Ehemann den Thron besteigen.
Im Dezember 1773 veranstaltet der Gouverneur von Massachusetts Thomas Hutchinson einen Weihnachtsball in Bosten für die königstreuen Familien der Umgebung. Keiner der Anwesenden ahnt, dass zur gleichen Zeit als Indianer verkleidete Mitglieder der Unabhängigkeitsbewegung Schiffe im Hafen stürmen und den gelieferten Tee ins Hafenbecken werfen – die Boston Tea Party. Der erste Schritt zur amerikanischen Unabhängigkeit ist getan – Hutchinson wird bald nach England abreisen und nie wieder zurückkehren.
In Brüssel des Jahres 1815 feiert die Herzogin von Richmond einen großen Ball für die Offiziere des Herzogs von Wellington. Niemand ahnt, dass noch in der Ballnacht Wellington von den großen militärischen Erfolgen Napoleons erfahren soll und die Offiziere zur Schlacht bei Waterloo ausrücken werden – viele von ihnen werden nie wieder einen Ball besuchen.
Im Frühsommer des Jahres 1866 jubelt der österreichische Adel in Venedig über den Sieg der eigenen Truppen in Italien, ohne zu ahnen, dass nach der Schlacht bei Königgrätz wenig später das Gebiet an Italien zurückfallen wird.
Tanzrekonstruktion und -einstudierung: SHT Berlin / Rahmenhandlung und Regie: Niels Badenhop, 2014