Urania 2015

BLUTIGER WALZER

Ein Vampir tanzt durch die Zeiten

In einer düsteren Bar in den zwanziger Jahren beobachtet der Barkeeper gelangweilt die tanzenden Päarchen. Scheinbar ist es ein Abend wie jeder andere, wäre da nicht der merkwürdig gekleidete Gast, der schon den ganzen Abend vor seiner Bloody Mary sitzt, ohne zu trinken. Als beide ins Gespräch kommen, behauptet der Gast, er tanze bereits seit über 400 Jahren durch die Nächte. Um seine Geschichte zu beweisen, erzählt er so lebendig, dass die geschilderten Szenen dem Publikum vor Augen treten:

Seine Geschichte nimmt ihren Anfang bei der Hochzeit des Heinrich von Navarra und der Margarete von Valois im Jahre 1572, die als Bluthochzeit in die französische Geschichte einging – ideale Bedingungen für einen Vampir, so behauptet der verwirrende Gast und erzählt weiter: Im Rokoko habe er an der Hochzeit des französischen Dauphin teilgenommen und sich sogar auf diesem Fest seine Opfer gesucht, besonders genossen habe er natürlich die Zeit der französischen Revolution. Aber auch am Hofe Napoleons habe er an den großen Festen und Bällen teilgenommen, die Kriege Napoleons seien eine willkommene Abwechslung gewesen; er selbst habe ja nicht sterben können…

Das Ende des 19. Jahrhunderts dagegen, so behauptet der Fremde, habe er in Wien verbracht: beim Walzertanzen sei das Blut der Damen so richtig in Schwung gekommen und damit besonders attraktiv geworden. Der Walzer „Wiener Blut“ trage seinen Namen nicht zu Unrecht! Dem Barmann erscheint die Geschichte indes nicht ganz so geheuer: Wird er seine Bar in dieser Nacht lebend verlassen können?

Tanz, Tanzrekkonstruktion und -einstudierung: SHT Berlin / Rahmenhandlung und Regie: Niels Badenhop